Eurolambretta Gijon/Spanien 10.-13. Juni 2010
 


Text:
Klara Himmel         Fotos: Klara Himmel          Datum:
  06.07.2010

 
Nach der eher zweitklassigen Eurolambretta letztes Jahr in Großbritannien, sollte die diesjährige EL in Spanien stattfinden. Ein sehr interessantes Ziel, da Asturien mit unglaublicher Landschaft lockt, und die spanischen LC-Mitglieder ein verrückter und symphatischer Haufen sind, denen man ohne Zweifel eine satte Feier zutrauen kann. Außerdem weiß jeder gute Deutsche dank Heino, dass in Spanien, die Sonne Tag und Nacht scheint.....

Nach Abwägung der Reisekomponenten, Zeit und Geld, stellte sich aber schon um Weihnachten heraus, dass es dieses Jahr für uns nichts wird. Bis sich irgendwann der nette Herbert aus Köln meldete, der einen Transferplatz incl. Flug, welches der Jetsons LC organisiert hat, abtreten wollte. Zack zugeschlagen, und so hatten wir schon einen Platz. Und natürlich sollte es nicht alleine nach Spanien gehen, denn dort scheint die Sonne Tag und Nacht!

Nach dem peinlichen Vorfahren mit einer T5 letztes Jahr in Großbritannien, sollte es dieses Jahr ein richtiger Roller werden. Also hieß es die DL in einem sehr knappen Zeitfenster zu reaktivieren. Die Teile trudelten in Rekordzeit vom Scooter Center Köln und LTH Stuttgart ein (unglaublich wie inzwischen Teile in das Haus flattern, wenn man das mit der Situation in den 90ern vergleicht). Was aber nicht so zügig wie erhofft klappte, war das Zusammenfügen der Komponenten. Jedes Scheißteil musste intensiv nachgearbeitet werden. Als die Kupplung am Dienstag vor dem Verladetag immer noch nicht zum Trennen zu bewegen war, hieß es, den Notfallplan zu aktivieren. Also ein neues Fahrwerk und frische Pellen auf die T5, und ein Elite-Kofferträger-System installiert, damit man den Krempel für Zwei einigermaßen unter bekommt. Für das Koffersystem hat mir Schniedel, der alte Eisenbieger, in Rekordzeit noch eine Halterung gebaut. Danke nochmal dafür! Natürlich erfuhren einige Buddys in meinem Umfeld von dem Drama, und boten mir ihre Lamys an – sehr nett von meinen Clubkollegen, und mir wurde sogar eine Gouda-betriebene Lamy angboten! Alles supernett, im Nachhinein bin ich froh, das ich keines der Angebote angenommen habe. Dann hieß es nur noch eine zweite Haut für die Frotzeleien einpacken, und das Mopped konnte zum Verladen. Die Organisation von Sebi von den Jetsons war gigantisch gut, und so standen wir, nachdem uns noch die schlechte Nachricht erreicht hatte, das Sven und Peter nicht können, morgens mit kleinem Handgepäck und großer Erwartung am Ddorfer Flughafen, während die Karren per Transporter gen Bilbao unterwegs waren. Kurz nach uns trudelten die rheinländischen Bruderschaftler ein, welche am Abend zuvor offensichtlich schon angenommen hatten. Die Vorfreude war bei allen groß, und der Rest der Reisegruppe hatte schon eingecheckt. Schon konnte es losgehen.
Als der Flieger durch die Wolkendecke bei Bilbao brach, war ich schon etwas baff wie „alpin“ die costa verde ist, mit Hügeln hatte ich ja gerechnet, aber was man da durch die Bullaugen sah, war echt beeindruckend.

Raus aus dem Flieger, und die gute Nachricht trudelte ein, das bei meinem Mofa während des Rangierens der Handbremshebel abgebrochen war. Also machte ich mich im Parkhaus des Flughafens auf die Suche nach einem Spendenhebel (ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass ich für meine DL im Bordwerkzeug natürlich einen Ersatzhebel habe....). Da im Umfeld nichts aufzutreiben war, ging es erstmal nur mit einer Bremse in die Stadt zum Guggenheim-Museum, welches, wenn man sich vom Flughafen ins Tal schraubt, sehr beeindruckend aussieht. Hier stürzte sich Sebi in den Stadtverkehr um bei einem Piaggio-Händler einen neuen Hebel aufzutreiben, und der Rest relaxte, baute Zündungen um, oder erfüllte, wie Hansi, Fototermine mit den örtlichen Schönheiten.
  >> ELGugDSCI0084 / ELHMDSCI0090 (2) / ELGUGDSCI0082 <<

Da das Besorgen des Hebels etwas Zeit in Anspruch nahm, machten sich die Rheinländer, mit denen wir eigentlich bis nach Gijon fahren wollten, auf den Weg. Nachdem Fülles ihre Lamy wieder am Laufen hatten und ich den Hebel verbaut hatte (Danke Sebi!), ging es auf die Jagd nach dem seltensten Rohstoff Bilbaos. Auch das klappte irgendwann, und dann mussten wir uns von den Jetsons trennen, welche schon ein Hotel in Santander gebucht hatten, um möglichst noch ein paar Kilometer abzuspulen. Two-up im Regenzeug mit vollem Gepäck ging es über Autobahnen und Landstrassen gen Westen. Auf Grund der desaströsen Wetterlage checkten wir am Abend in ein durch Zufall gefundenes, kleines Hotel ein, welches am Rande eines Naturschutzgebietes lag. Die netten Gastgeber, mit denen man sich nur mit Händen und Füßen verständigen konnte, machten uns netter Weise sogar noch was zu essen. Und so ließ sich Energie tanken, für den nächsten Tag an dem der Himmel aufreißen würde, und man die letzten Kilometer im ballernden Sonnenschein entlang der Picos de Europe erledigen würde!
  

Am nächsten Morgen fuhren wir im Regen, welcher sich immer mehr steigerte, los und befanden uns dann auf dem Composto di Santiago, dem weltberühmten Weg, auf dem homosexuelle, mit Muscheln bewaffnete Entertainer, ihre Socken zum Kompostieren tragen. Am Anfang belustigte einen der Anblick der in Plastik-gewandeten Pilger des Jakobsweges. Nach einiger Zeit wurde mir aber klar, das wir einen ähnlich dämlichen Eindruck machten, mit unseren in Müllbeuteln eingetapten Schuhen. Die EU-Fördergelder scheinen in dieser Gegend hervorragend investiert zu sein, da es nicht einen Hubbel gab, alles toll ausgeschildert war, und kein Schlagloch, wie bei uns an jeder Ecke. Über bei Sonnenschein >Traumstrassen< schraubten wir uns an den Picos entlang, in einer Minute quälte sich die T5 einen extremen Berg rauf, an dem Kühe wie im Allgäu grasten, in der nächsten Kehre fuhr man auf einen weißen Sandstrand in einer malerischen Bucht zu.
 

Bei Sonnenschein ein Traum, aber es pisste wie aus Eimern, und der Wind nahm immer mehr zu. Als wir auf der Autobahn fuhren, peitschten die Böen einen hin und her. Kurz nachdem wir einen Motzenhoffener TS1-Apologeten mit verrecktem Motor getroffen hatten, konnte ich nur noch im zweiten Gang über den Standstreifen rollen, da die Böen einen um einen Meter versetzten. Hier erfuhren wir auch, dass jemand aus der Jetsons-Gruppe gestürzt war. Danach fuhren wir runter von der Bahn, da die Seitenwinde kombiniert mit überholenden Lastwagen nicht mehr zu verantworten war. Das änderte die Situation nur graduell, da man jetzt die Serpentinen bezwingen musste. In Kehren lag Schotter, der aus dem Wald geschwemmt wurde, in den Senken bildeten sich kleine, tiefe Seen, die bis zum Beinschild reichten und aus den Gullis schossen knie-hohe Fontänen. Hatte man dann die nächste Bergkuppe erreicht knallte einem die nächste Sturmböe in die Karre, das man nur noch im ersten Gang fahren konnte. Kein Auto kam einem entgegen und man musste Riesenmetallmülltonnen ausweichen, die der Sturm auf die Straße gepfeffert hatte. Die Sonne scheint bei Tag und Nacht! Ich bin echt nicht zimperlich, und habe schon so manche Fahrt bei grenz-wertigem Wetter hinter mir, aber das war hart, und um so mehr tat mir die Person auf dem Beifahrersitz leid, welcher Sonnenschein und Flip-Flops versprochen worden waren. Irgendwann erreichten wir irgendwie die Nähe von Gijon und nahmen Kontakt zur Bruderschaft auf. Hier erfuhren wir, dass es einen aus der Jetson-Gruppe geschmissen hatte und die Bruderschaft in ein Hotel eingecheckt hatte. In dieses buchte uns netter Weise Rolf auch ein. Nachdem wir das Hotel endlich gefunden hatten, erreichte uns auch die Nachricht, dass der Sturz bei den Jetsons relativ glimpflich ausgegangen war. Gute Nachrichten und das eigene Überleben waren ein Bier wert! Am nächsten Tag ging es das erste Mal zum Treffengelände, um den abgesoffenen Campingplatz zu bewundern und die anderen LCDler zu treffen. Man war froh das alle an einem Stück durchgekommen waren, und das echt respektable Kilometerstrecken geschafft wurden, neben Julia aus Köln mit 1500km, dem Vorstand der mit Tino über Mailand gekommen ist, oder den Münchenern, die sich durchgeschraubt haben. Vollste Hochachtung! Das Anmelden ging auch zügig, flott und freundlich, gerade auch für die Germanen, da zwei deutschsprachige Mitglieder des SC Denia dies und einiges andere unkompliziert erledigten!
    

Der Campingplatz ließ keine Wünsche offen, und auch jetzt wurde der Pool von oben mit Regen befüllt. Die asturische Küche ist rauh wie die Landschaft, und die Paella, die gereicht wurde, war gleichzeitig nicht/vegetarisch, da man für die Vegetarier einfach das Fleisch entfernte - sehr suspekt. Gerade eine Gemüse-Paella sollte nicht all zu schwer herzustellen zu sein? Dann ging es zum Festzelt zu Live-Band und Bier, auch hier suppte einem im vorderen Teil die ganze Zeit der Regenfluss unter den Füßen her. Die Warnungen von Ivo bei dem psychodelischen Bier aufzupassen, schlug ich in den Wind, und man konnte endlich Kumpels von fern und nah treffen, gute Musik hören, und trotz der äußeren Bedingungen jede Menge Spaß haben. Hier erzählte mir ein Buddy aus Südlondon das etliche Tommys die Fähre, welche in Santander anlegte auf Grund des Wetters nicht verließen. Fand ich an dem Abend krass, im Nachhinein verständlich. Irgendwann bot sich netter Weise eine Mitfahrgelegenheit zum Hotel, welche ich gerne annahm, andere befanden sich offensichtlich noch auf ihrem persönliche Jakobsweg, und geißelten sich auf dem Rückweg mit Wasserfolter und Brombeerhecken.....
    

Am Samstag regnete es jetzt erstaunlicherweise mal, und ich bin jetzt noch voller Bewunderung für unsere Reisegruppe, dass bei all den enttäuschten Erwartungen kein Lagerkoller ausbrach. Es wurde weiterhin fröhlich gefrotzelt, oder der Heino-Klassiker gesungen, gepfiffen, getrommelt. Nebenbei baute Blanky noch einen neuen Kolben in seine LI ein, welche klaglos den Rückweg schaffte! Mittags machten wir uns in kompletter Regenmontur auf zum Kastell, wo die Clubstände etc. aufgebaut wurden. Unterwegs sahen wir weggebrochene, kleine Brücken, die Gullis spien fidel das Wasser aus den Gullis, und Wiesen waren komplett überflutet, während an allen Ecken und Enden Straßen gesperrt wurden, und Stadtwerker versuchten Abflüsse wieder gängig zu machen.
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Die Ausfahrt glänzte verständlicherweise mit geringer Teilnehmerzahl, und die netten und bemühten Veranstalter taten einem echt leid, dass so viele Veranstaltungspunkte, welche mit Sicherheit viel Mühe und Arbeit gekostet haben, wörtlich ins Wasser fielen.
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Nach einem kurzen Besuch beim örtlichen Decathlon (französische Sportbekleidungskette) um Regen/Wechselklamotten zu kaufen, ging es zurück zum Gelände, um den Bustransfer zum Galadiner zu schaffen. Hier konnte man zum ersten Mal die Besucherzahlen der Veranstaltung erfassen.
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Essen gut, Wein gut, offizieller Teil Dank Lupi nicht zu lange, und teilweise sehr lustig, und schon ging es wieder zurück zum Platz, wo der Nighter mit einer Soulband startete, deren Sängerinnen den anwesenden Männern ein beklopptes Grinsen ins Gesicht zauberten. Man merkte den Besuchern dann aber relativ schnell an, dass es wohl alle bis zu diesem Punkt viel Kraft gekostet hat. Allen außer Ivo, welcher den Spaniern noch einen Burnout im Zelt „schenkte“. Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen, und wir machten uns in zwei Gruppen Richtung Santander auf, wo uns die Jungs vom SCDenia, netterweise, das Hotel welches wir auf dem Hinweg entdeckt hatten, geblockt hatten. Marco brachte dann netter Weise mein Goldstück mit seiner/m T5 zum Hotel, so das ich etwas befreiter mit meiner Goldwing fahren konnte. 
 

Nachdem wir die erste Hügelkette überwunden hatten, forderten die Bruderschaftler, dass wir auf die Bahn wechseln, da ihnen das Gurken durch die Serpentinen zu gefährlich erschien. Safety first - führte mir das nochmal vor Augen, was wir am Donnerstag alleine erledigt haben, da die Bedingungen im Gegensatz zur Hinfahrt „Kindergarten“ waren. So dengelten wir ein Stück Bahn entlang, trafen an Tanken etliche andere Reisende und hatten eine gute Zeit. Irgendwann holte uns auch die automatische Sperrspitze der Jetsons ein, und unsere Reisegruppe wurde größer. Nach den Picos de Europe gingen wir dann wieder auf die Landstraße, und tranken mal hier einen Caffe con leche, oder verhafteten einen bocadillo. Endlich so etwas wie das eigentlich erhoffte entspannte Reisen, wie ich es mit der Bruderschaft sonst gewohnt bin. Alle erreichten sicher und ohne Probleme das kleine Hotel, es gab eine Kleinigkeit zu essen, und dann konnten wir uns im Wintergarten entspannt das deutsche Spiel anschauen, bei dem Blankys Vorhersage eins zu eins umgesetzt wurde. Inzwischen war auch David eingetroffen, der in einer Höllenaktion Ivo geborgen hatte, welcher versucht hatte, den Regengott mit seinem Auspuffsperr zu töten. Somit waren wir komplett und konnten bei einem Bier runterkommen. Am nächsten Morgen ging es dann bei - na na na na? richtig - Regen! die letzte Etappe nach Bilbao. Hinter Santander bogen wir Richtung Meer ab und fuhren etliche Kilometer schöne Landstraßen. Nach einer Rast am Mittag brach nach einem tierischen Guss auf einmal die Sonne durch die Wolken, ein ungewohnter Anblick, und mit dem Atlantik im Blick wirkte das ein wenig wie Sommer, also schnell weiter. Schnell, aber nicht zu schnell.
      

Während ich Hansis Anblick mit Sceleton und Gelber Bubllescreen genoss, welcher sich in meinem Windschatten die Serpentinnen raufsog, versetzt mich der Anblick von Roots tal-abwärts in Erstaunen, da er in eine Kombination mit speed hineinfuhr, vor der ich extrem in den zweiten runterbremste, als ich in das S einschwenkte, sah ich ihn dann in der Böschung hängen. Schnell war auch Hansi da und Peter schoss weiter um den Rest zu stoppen. Zum Glück war ihm nichts schlimmes passiert, und er hatte sich die schöne Seite des Hanges ausgesucht, da die andere Seite steil Berg ab ging. Roots und seine Karre wurden verladen und weiter ging es. Wir schafften es Arne pünktlich für seinen Flieger abzuliefern. Alle waren lebendig zurück, wenn auch mit einer extremen Materialschlacht und unter hartem Einsatz. Dass uns dann noch eine duselige Frau am Flughafen in den Leihwagen tickte, konnte nicht mehr ansatzweise schocken. Unter Anleitung des Origami-Meisters Sebastian wurde dann noch der Trailer gepackt, und nach einem saftigen Danke an die drei Trucker Sebi, Hansi und David ging es zu Fuß zum Terminal. Bier, Flieger, Hause.... Mann O Mann was für ein Höllentrip, und das nachdem was man sich eigentlich vorgestellt hatte. Danke an alle die dabei waren, und das möglich gemacht haben! Wenn die äußeren Bedingungen gepaßt hätten, wäre das eine geniale Veranstaltung gewesen ! Da alles andere 100% stimmte. 

Klara Himmel 

http://www.jetsons.info/
http://www.scdenia.com/
http://www.posadalavictoria.es/
http://www.scooter-center.com/scoweb/pages/welcome.grid
http://www.lambretta-teile.de/

 

 

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